Abschrift der
Mitteilungen
des
Familienverbandes
"Meyer zum Vorwalde" (e.V.)
Nr. 6 Juni1940

I. Merkworte.
  1. Man gedenkt nicht derer, die zuvor gewesen sind; also auch derer, so hernach kommen, wird man nicht gedenken bei denen, die darnach sein werden.
    Der Prediger Salomo, K. 1, V. 11.

  2. Jedes Geschlecht überschattet das jüngere langehin. Aber wenn der Schatten aufhört, gewahrt in der eigenen Sonne das jüngere, daß es nun selber das nächste geworden ist, Platz zu machen, gleichviel ob früh oder spät.
    Rudolf G. Binding (1867-1938): Erlebtes Leben.

 

II. Kurzer Ueberblick über die Entwickelung unserer Gesamtfamilie
(Gegeben vom Schriftführer)

Im Jahre 1540, also gerade vor vierhundert Jahren, beginnt mit Johann vorwald die urkunglich feststellbare Reihe der Besitzer des Meierhofes zu Vorwalde, der i. J. 1343 zum ersten Mal der Gegenstand einer in Abschrift erhaltenen Urkunde ist (vgl. "Mitteilungen" Nr. 1). Auf Johann vorwald folgt sein Schwiegersohn Arndt Holtkamp, der sich Meyer zum Vorwalde nannte, und seitdem vererbte sich der Hof im Mannesstamm bis zum Jahre 1915. Von den Schicksalen der abgehenden Söhne der jeweiligen Besitzer haben wir vor 1700 nur spärliche, gewisserma&azlig;en zufällige Kunde. Erst seit Arndts Urenkel Johann Christopher (1673-1737) läßt sich die Entwickelung der Gesamtfamilie genauer verfolgen. Einerseits beginnt zu seiner Zeit die regelmäßige Führung der Kirchenbücher, andrerseits hat sein Sohn Johann Friedrich (1718-1781) eine Art Stammfolge seiner Familie verfaßt, wobei er auch seine Eltern und Geschwister und deren Verbleib angibt. Mit Johann Christopher und seinen Söhnen also beginnt die eigentliche Geschichte der Gesamtfamilie. Von seinen ihn überlebenden Söhnen wurden die fünf "Linien" gegründet, die auch heute, wenn auch in sehr verschiedenem Umfang und z. T. unter anderen Namen, noch bestehen. In der nächsten (6.) Generation wurden diesen Söhnen im ganzen einunddreißig Kinder geboren, zwölf Söhne und neunzehn Töchter. Von den zwölf Söhnen der sechsten Generation haben nur sechs, und zwar je einer von den vier abgezweigten Linien, und zwei von der jüngsten, auf dem Hofe gebliebenen Linie, Nachkommen gehabt, im ganzen zwölf Söhne und fünfzehn Töchter. Von den zwölf Söhnen sind acht zum Heiraten gekommen; ihnen waren siebenundzwanzig Söhne und achtzehn Töchter beschieden; in dieser Generation ist also eine entschiedene Ausbreitung der Familie festzustellen. Von den siebenundzwanzig Söhnen der achten Generation sind neunzehn verheiratet gewesen, davon einer kinderlos, den anderen zusammen waren neununddreißig Söhne und vierunddreißig Töchter beschieden, die also der neunten Generation angehören. Von den neununddreißig Söhnen haben nur vierundzwanzig geheiratet, die übrigen sind zum größten Teil vor der Erreichung des heiratsfähigen Alters gestorben; die verheirateten Söhne hatten im ganzen neunundfünfzig Söhne und einundfünfzig Töchter. Von der zehnten Generation läßt sich für die jüngste Linie noch kein abschließendes Bild gewinnen, da die ihr angehörenden Söhne z. T. noch kaum heiratsfähig sind. Von den ihr angehörenden sehcsundvierzig Söhnen der drei ältesten Linien sind einunddreißig zuum Heiraten gekommen und haben bis jetz einundvierzig Söhne und neunundvierzig Töchter gehabt; von den lebenden zwei Söhnen der Linie Meyer zu Bohmte ist bisher einer (eine Tochter), von den lebenden fünf Söhnen der Linie Meyer zum vorwalde sind bisher zwei verheiratet (ein Sohn und eine Tochter). Von den zweiundvierzig der elften Generation angehörenden Söhnen sind bis jetzt zwanzig, die zu ungefähr gleichen Teilen den Linien Niewedde und Hellbaum angehören, verheiratet und haben, soweit ich aus den mir bisher vorliegenden, wenigstens für Amerika unvollständigen Nachrichten feststellen konnte, dreizehn Söhne und achtundzwanzig Töchter. Im ganzen sind im Mannesstamm unserer Gesamtfamilie seit 1700 etwa 425 Kinder, fast in gleicher Zahl Söhne und Töchter geboren. Ein großer Teil der Söhne ist früh gestorben; einige sind unverheiratet oder in ihrer Ehe kinderlos geblieben. Den Höhepunkt scheint die Ausbreitung unserer Gesamtfamilie überschritten zu haben. Noch blühen die Linien Heitmeyer und Hellbaum, auch die Linien Niewedde und Meyer zum Vorwalde dürfen trotz des Absterbens einzelner Aeste oder Zweige auf ihr Fortbestehen hoffen, aber die Linie Meyer zu Bohmte ist von der Gefahr des Aussterbens im Mannesstamm bedroht. Möge es nicht dazu kommen!
(Stand 2005: Träger der Namen Heitmeyer und Hellbaum gibt es im deutschen Telefonbuch noch, Niewedde ist mit einem! Eintrag zu finden (Fisse-Niewedde), die Namen Meyer zum Vorwalde und Meyer zu Bohmte gibt es nicht mehr!)

 

III. Bericht über Veränderungen und wichtige Ereignisse in der
Gesamtfamilie seit dem 5. Juni 1938 bis zum 31. Mai 1940
(mit Nachträgen).
(Erstattet vom Schriftführer.)

(Stfg. bedeutet Stammfolge und bezieht sich auf das Buch
"Stammfolge der Gesamtfamilie Meyer zum Vorwalde"
von W. Meyer zum Vorwalde, erschienen 1927
beim Verlag C. A. Starke, Verlag für Sippenforschung
und Wappenkunde, Görlitz O.-L.)

1. Verlobungen.

  1. Ilse Schwake in Herford (Stfg. S. 19) mit Juwelier und Goldschmiedemeister Georg Zartmann, ebd.
  2. Landwirt Wilhelm Probst in Darum (Stfg. S. 21) mit Ella Sommerfrüchte in Kalkriese, Ksp. Engter.
    Die Verlobung wurde wieder gelöst, da Wilhelm Probst ein Herzleiden hatte und der Meinung war, aus diesem Grunde keine Familie gründen zu können bzw. zu dürfen. Ella soll da anderer Meinung gewesen sein. Sie heiratete später Karl Meinker aus Wulften. Wilhelm starb 1963 unverheiratet im Alter von 65 Jahren.
  3. Landwirt Gustav Glüsenkamp in Darum (Stfg. S. 26) mit Anna Temmelmann in Hesepe, Ksp. Bramsche.
  4. Elfriede Pape in Barkhausen (Stfg. S. 34) mit Landwirt Otto Eickhoff in Meesdorf, Ksp. Buer.
  5. Frieda Sievering in Broxten (Stfg. S. 44) mit Anerbe Rudolf Terkhorn in Vorwalde.
  6. Anerbe Friedrich Schlarmeyer in Schwagstorf, Nachkomme von + Frau Anna Catharine Meyer zu Broxten, geb. Meyer zum Vorwalde (Stfg. S. 59), mit Alwine Strohbeck in Broxten.

2. Vermählungen.
  1. Luise Knackwefel in Krevinghausen, Ksp. Schledehausen, Nachkommin von + Frau Anna Margarete Stuckwisch, geb. Meyer zum Vorwalde (Stfg. S. 11), am 25. Mai 1939 mit Willy Bußmeyer in Hörste bei Halle in Westf.
  2. Rektor Otto Bergmann in Brandenburg (Havel), Urenkel von + Frau Elisabeth Dunker, geb. Burlage (Stfg. S. 15/16), am 12. April 1939 mit Gerda Braun in Erkner bei Berlin.
  3. Seine Schwester Elisabeth am 29. Juli 1938 mit Prokurist Rudolf Ziegemeyer in Osnabrück.
  4. Landwirt Alfred Sudhoff in Darum (Stfg. S. 21), am 14. Mai 1940 mit Lina Meier in Ahrenfeld bei Elze (Hann.).
  5. Hilda Glüsenkamp in Darum (Stfg. S. 26), am 22. Februar 1940 mit Bauer Walter Bröcker in Jeggen, Ksp. Schledehausen.
  6. Siedler Schwegmann in Steiniksheim, Kreis Krotoschin, Posen (Stfg. S. 45), am 24. Februar 1940 mit Erna Hartmann aus Lampersdorf, Kr. Wohlau, Schlesien.
  7. Dr. med. Friedrich Hellbaum in Dinuba, Californien, V.St.A., (Stfg. S. 47), am 22. Juli 1938 mit Gertrud Mc.Courtnee.
  8. Elise Hellbaum gnt. Hockmann in Niewedde (Stfg. S. 49), am 15. Juni 1939 mit Orgelbauer Heinrich Koch in Osnabrück.
  9. Ihre Schwester Anna am 9. Dezember 1938 mit Schuhmacher- meister Heinrich Abke d. J. in Vorwalde.
  10. Oktavia Polenske in Berlin (Stfg. S. 59), am 21. Juni 1939 mit Mittelschullehrer Helmuth Ebert in Ohrdruf (Thüringen).
  11. Anerbe Herbord Große Endebrok in Kalkriese, Ksp. Engter, Nachkomme von + Frau Anna Marie Tüting, geb. Düsterberg (Stfg. S. 60), am 5. Mai 1940 mit Christa Hincke.
  12. Seine Schwester Hildegard am 27. Januar 1940 mit Walter Rottmann in Bersenbrück.
  13. Hanna Meyer zu Engter in Engter, Ururenkelin von + Frau Engel Tölkhaus, geb. Meyer zum Vorwalde (Stfg. S. 61), am 21. November 1939 mit Arbeitsdienstführer Friedrich Vogel, z. Z. im Felde.
  14. Kaufmann Alexander Sieck in Hamburg (Stfg. S. 62), am 18. Juni 1938 mit Grete Schaumlöffel, ebd.
  15. Frau Elfriede Baumgart, geb. Meyer (Stfg. S. 64), am 22. Oktober 1938 mit Kaufmann August Hellmann in Hamburg.
  16. Landwirt Gustav Osthaar in Haaren (Stfg. S. 67), am 8. Juni 1939 mit Elfriede Kuhlenbeck in Nemden, Kr. Osnabrück; seitdem in Nemden wohnhaft.
  17. Kapitän Helmut Buck in Wilhelmshaven (Stfg. S. 69), am 16. März 1940 mit Gertrud Borgstedt in Harpenfeld, Ksp. Bad Essen.
  18. Seine Schwester Anneliese am 16. März 1940 mit Leutnant Ernst Sittel, z. Z. im Felde.

3. Geburten.
  1. Dem Anerben Fritz Kampmann in Schwagstorf (Stfg. S. 16) und Frau, geb. Lückemeyer, am 29. Februar 1940 eine Tochter, Hildegard.
  2. Dem Hofbesitzer Franz Redemeyer in Hilter und Frau, geb. Glüsenkamp (Stfg. S. 26), am 6. Januar 1940 ein Sohn, Rudolf.
  3. Dem Landwirt Richard Ostendorf gnt. Mönning (Stfg. S. 27) und Frau, geb. Grothe, z. Z. in Oedelum bei Hildesheim, am 28. April 1937 eine Tochter, Barbara.
  4. Demselben Ehepaar am 17. Juni 1938 ein Sohn, Eberhard.
  5. Demselben Ehepaar am 7. April 1940 eine Tochter, Eva.
  6. Dem Anerben Heinrich Knippenberg in Dahlinghausen (Stfg. S. 37) und Frau, geb. Petering, am 23. September 1939 eine Tochter, Anneliese.
  7. Dem Pächter Wilhelm Meyer in Schwagstorf unf Frau, geb. Hellbaum (Stfg. S. 45), am 7. November 1938 eine Tochter, Lore.
  8. Dem Pächter Wilhelm Schomborg in Icker und Frau, geb. Hellbaum (Stfg. S. 45), am 15. September 1938 eine Tochter, Inge.
  9. Dem Instructor an der Staatsuniversität in Norman, Oklahoma, V.St.A., Dr. med. Arthur Hellbaum (Stfg. S. 48) und Frau, geb. Johnson, am 20. April 1938 eine Tochter, Dorothee.
  10. Dem Naturforscher Walter Hellbaum in Dinuba, California, V.St.A. (Stfg. S. 48), und Frau, geb. Long, am 27. Januar 1928 ein Sohn, Donald.
  11. Dem Orgelbauer Heinrich Koch in Osnabrück und Frau, geb. Hellbaum gnt. Hockmann (Stfg. S. 49), am 14. April 1940 eine Tochter, Gertrud.
  12. Dem Siedler Heinrich Buddenberg bei Güstrow in Mecklenburg und Frau, geb. Hellbaum gnt. Hockmann (Stfg. S. 49), im Februar 1940 eine Tochter, Luise.
  13. Dem Markkötter Friedrich Schnieder in Hunteburg und Frau, geb. Hellbaum gnt. Hockmann (Stfg. S. 49), am 6. Dezember 1939 ein Sohn, Hermann.
  14. Dem Schuhmachermeister Heinrich Abke in Vorwalde und Frau, geb. Hellbaum gnt. Hockmann (Stfg. S. 49), am 5. April 1939 ein Sohn, Wilhelm.
  15. Dem Dipl.-Ing. Hans Meister in Bielefeld, Urenkel von + Frau Henriette Meyer zu Essen, geb. Meyer zu Bohmte (Stfg. S. 53), und Frau, geb. Heyne, am 24. July 1937 eine Tochter, Barbara.
  16. Demselben Ehepaar am 7. Februar 1939 eine Tochter, Ursula.
  17. Dem Kinderarzt Dr. med. Adolf Künsemüller in Osnabrück und Frau, geb. Buff, Enkelin von + Frau Hedwig Isermeyer, geb. Meyer zu Bohmte (Stfg. S. 54), am 16. Oktober 1938 eine Tochter, Traute.
  18. Dem Arzt Dr. med. Harald Kulle in Wilhelmshaven und Frau, geb. Isermeyer (Stfg. S. 54), am 8. Februar 1940 ein Sohn, Volker.
  19. Dem Arzt Dr. med. Pumplun in Pretzschendorf in Sachsen und Frau, geb. v. François (Stfg. S. 59), am 20. November 1939 ein Sohn, Kurt Emil-Peter.
  20. Dem Anerben Wilhelm Lückemeyer in Icker, Urenkel von + Frau Christine Stüve, geb. Düsterberg (Stfg. S. 60), und Frau, geb. Ackermann, am 25. Juli 1938 eine Tochter, Gerda.
  21. Dem Hofbesitzer Gustav Igel in Schleptrup, Ksp. Engter, und Frau, geb. Große Endebrok, Nachkommin von + Frau Anna Marie Tüting, geb. Düsterberg (Stfg. S. 60), im Dezember 1939 eine Tochter, Irmgard.
  22. Dem Kaufmann Alfred Auf der Heyde in Osnabrück und Frau, geb. Rohlfing, Ururenkelin von Frau Engel Tökhaus, geb. Meyer zum Vorwalde (Stfg. S. 61), am 14. Juli 1939 eine Tochter, Gerda.
  23. Dem Erbkötter Wilhelm Otte in Broxten, Urenkel von + Frau Wilhelmine Meyer zu Venne, geb. Meyer zum Vorwalde (Stfg. S. 61), und Frau, geb. Böschemeyer, am 26. Oktober 1938 eine Tochter, Erna.
  24. Dem Kaufmann Wlater Lienhop in Vorwalde und Frau, geb. Otte, Schwester des Erstgenannten, am 29. Januar 1939 eine Tochter, Helga.
  25. Dem Forstmeister Ernst Munzel in Steinau bei Schlüchtern (Hessen-N.) und Frau, geb. Haasemann, Urenkelin von + Frau Emilie Eckelmann, geb. Meyer auf Wahlburg (Stfg. S. 62), am 31. März 1939 ein Sohn, Diethard.
  26. Dem Apothekenbesitzer Wolfgang Heuer in Osnabrück und Frau, geb. Ordelheide, ebenfalls Urenkelin der Erstgenannten, am 17. Dezember 1938 ein Sohn, Carl Ludwig.
  27. Dem Kaufmann Alexander Sieck in Hamburg (Stfg. S. 62) und Frau, geb. Schaumlöffel, am 24. März 1939 ein Sohn, Jürgen.
  28. Dem Rechtsanwalt Franz Haus und Frau, geb. Sieck (Stfg. S. 62), in München am 29. Mai 1940 ein Sohn. (Vorname noch unbekannt).
  29. Dem Landwirt Gustav Osthaar in Nemden, Kr. Osnabrück (Stfg. S. 67), und Frau, geb. Kuhlenbeck, am 21. März 1940 eine Tochter, Marianne.
  30. Dem Dr. phil. Werner Conze in Königsberg i. P. und Frau, geb. Pohlmann (Stfg. S. 69), am 12. Februar 1939 ein Sohn, Jürgen.

4. Todesfälle.
  1. Am 20. Mai 1940 starb der Gastwirt Heinrich Hülfing in Engter, Nachkomme von + Frau Anna Catharine Stipp, geb. Meyer zum Vorwalde (Stfg. S. 11), im Alter von 75 Jahren.
  2. Am 3. Oktober 1938 starb Wilma Dunker in Vorwalde (Stfg. S. 15/16), fast 24 Jahre alt.
  3. Am 14. April 1940 starb der Landwirt Wilhelm Kampmann in Niewedde (Stfg. S. 16), 87 1/4 Jahre alt.
  4. Am 12. Juli 1938 starb seine Ehefrau, August, verw. Ellermann, geb. Hollenbecke, 66 1/2 Jahre alt.
  5. Am 18. Oktober 1939 starb der Lohgerbermeister August Wiecking in Bramsche (Stfg. S. 19), 87 Jahre 10 Mon. alt.
  6. Am 23. März 1940 starb die Ehefrau Caroline Strubbe, geb. Burlage, in Bersenbrück (Stfg. S. 18), 73 Jahre alt.
  7. Im März 1929 starb der Hofbesitzer Wilhelm Uthoff in Jeggen, Ksp. Schledehausen (Stfg. S. 23).
  8. Im Januar 1940 starb der Kaufmann Heinrich Glüsenkamp in St. Louis, Mo., V.St.A. (Stfg. S. 25), 73 1/2 Jahre alt.
  9. Am 2. Mai 1938 starb die Witwe Margarethe Düsterberg, geb. Butke, in Langen, Ksp. Badbergen (Stfg. S. 28), 83 Jahre alt.
  10. Am 24. September 1938 starb der Neubauer Ernst Pelster in Dahlinghausen (Stfg. S. 33), fast 82 Jahre alt.
  11. Am 27. Januar 1940 starb seine Witwe, Charlotte, geb. Niemeyer, 75 2/3 Jahre alt.
  12. Am 7. Januar starb in Osnabrück der Gutsbesitzer Jacques de Pottere (Stfg. S. 53), 73 Jahre alt.
  13. Am 11. Oktober starb der Gastwirt Fritz Rolf in Powe, Ksp. Belm, Nachkomme von + Frau Christine Stüve, geb. Düsterberg (Stfg. S. 60), 47 Jahre alt.
  14. Am 20. Januar 1939 starb die Witwe Auguste Linnenschmidt, geb. Sielschott, in Vorwalde (Stfg. S. 61), 88 1/2 Jahre alt.
  15. Am 26. Februar 1939 starb der Hofbesitzer Wilhelm Meyer zu Venne in Vorwalde (Stfg. S. 61), 54 3/4 Jahre alt.
  16. Am 26. August 1938 starb seine Ehefrau, Anna, geb. Sievering, 43 Jahre alt.
  17. Am 8. Oktober 1938 starb sein Schwiegersohn, Werkführer Adolf Fischer in Osnabrück, 51 Jahre alt.
  18. Am 1. April 1939 starb der Kaufmann August Hellmann in Hamburg, Schwiegersohn von Frau ELisabeth Meyer, geb. Hamer (Stfg. S. 63).
  19. Am 24. April 1940 starb (im Felde verunglückt) der Oberleutnant im A.-R. 16, Wilhelm Tölkhaus d. J.(Stfg. S. 69), 22 Jahre 5 Monate alt.

5. Familienfeiern.
  1. Am 14. Juni 1938 feierte das Ehepaar Landwirt Friedrich Schlingmann in Vorwalde und Frau, geb. Bergmann, Enkelin von + Frau Elisabeth Dunker, geb. Burlage (Stfg. S. 15/16), das Fest der Goldenen Hochzeit.
  2. Am 28. August 1938 feierte das Ehepaar Lehrer i. R. Heirnich Strubbe in Bersenbrück und Frau, geb. Burlage (Stfg. S. 18), das Fest der Goldenen Hochzeit.
  3. Am 13. November 1939 feierte die Witwe Auguste Otte, geb. Meyer zu Venne (Stfg. S. 61), in Vorwalde ihren 90. Geburtstag.
  4. Ihren 80. Geburtstag feierten
    1. am 15. Juli 1939 der Landwirt Friedrich Schlingmann in Vorwalde (s.o.),
    2. am 12. September 1938 der Lehrer i. R. Heirnich Strubbe in Bersenbrück (s.o.),
    3. am 13. Januar 1940 die Witwe Marie Meyer zu Uptrup, geb. Pohl, in St. Louis, Mo., V.St.A. (Stfg. S. 21),
    4. am 19. Februar 1939 der Hofbesitzer Heinrich Probst in Darum (Stfg. S. 21),
    5. am 1. August 1939 der Großkaufmann Felix Meyer in Hamburg-Blankenese (Stfg. S. 56),
    6. am 21. Oktober 1938 die Witwe Luise Meyer zu Broxten, geb. Meyer zu Wimmer, in Broxten, Schwiegerenkelin von + Frau Engel Tölkhaus, geb. Meyer zum Vorwalde (Stfg. S. 61),
    7. am 8. April 1940 die Witwe Elisabteh Meyer, geb. Hamer, in Essen (Ruhr)-Karnap (Stfg. S. 63).

6. Sonstige Veränderungen.
  1. Joachim Meyer (Stfg. S. 65) hat die Theaterlaufbahn ergriffen und ist z. Z. Spielwart für Oper und Operette am Stadttheater in Hagen (Westf.).
  2. Elisabeth Meyer zum Vorwalde (Stfg. S. 70) ist Ostern 1940 in den Ruhestand getreten.

 

IV. Beträge zur Geschichte der Gesamtfamilie
(Mitgeteilt vom Schriftführer)

1. Ludeke Meyer zum Vorwalde.
In dem von H. Rothert in Bd. 58 (1938, erschienen 1939) der "Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück", S. 343 ff. abgedruckten "Steuerregister der Gütlichen Kontribution 1487" findet sich folgende Eintragung: "In der Kornstrate: de meyr ton Vorwolde". Eine Steuer hat er offenbar nicht bezahlt. Die mir von vornherein feststehende Meinung, daß es sich bei dem Genannten um einen auf den Meierhof zu Vorwalde aufgeheirateten zweiten Mann der Witwe des vorigen Besitzers und Mutter des Anerben handelte, wird bestätigt durch folgede urkundliche Nachrichten, die ich der Freundlichkeit des Herrn OBerstleutnants a. D. H. Bramsch in Dresden verdanke.
1. Dep. 3 b IV Fach 17/20 Nr. 8 (sogen. Bürgerbuch, Altst.), Bl. 283 b: 1490. Ludeke Raderding de meyer van vorwolde ward borger des saterdags na dem Sondage quasimodogeniti 2.) Dep. 3 a XII a Nr. 579: 1492. Ludeke de meyer van vorwolde und Taleke syn echte husfrowe de zegeden nyne kinder enhadden verkosten .... Cordt Kerkeringe einen Kamp mit aller tobehorung buten Nortruper porten. In crast. beati Blasii epi. Aus diesen beiden Urkunden geht hervor, da&azlig; Ludeke Raderding offenbar zweiter Mann und Interimswirt auf dem Meierhofe zu Vorwalde war, mit seiner Frau in kinderloser Ehe lebte und spätestens im Jahre 1487 nach Osnabrück zog, dort i. J. 1490 das Bürgerrecht erwarb und, wahrscheinlich durch seine Frau, auch Grund und Boden besaß, den er i. J. 1492 verkaufte. Der Name Raterding kommt, wie mir Herr Oberstleutnant Bramsch mitteilt, als Hofesname in Thiene bei Alfhausen und in einer Gemeinde bei Bünde vor.

2. Vorfahren von Arndt Holtkamp, Colon Meyer zum Vorwalde.
Unser Stammvater Arndt Holtkamp war ohne Zweifel auf dem Meierhofe zum Holtkamp geboren; die abgehenden Kinder nannten sich nur Holtkamp, und im 19. und 20. Jahrhundert taten das auch die Besitzer. Andrerseits werden in den erhaltenen Schatz- und Steuerregistern der früheren Jahrhunderte die Besitzer der Meierhöfe fast immer nur als "der Meier zu ....", ohne Nennung des Vornamens, bezeichnet. Doch hat Herr Oberstleutnant Bramsch einige Urkunden entdeckt und mir mitgeteilt, aus denen hervorgeht, daß die Besitzer des Meierhofes zum Holtkamp spätestens von 1512 an bis mindestens 1591 den Vornamen Hermann trugen. 1512 erscheint Hermann H. noch als unverheiratet, später als verheiratet, i. J. 1534 wird er wegen Blutronne (Schlägerei) bestraft; 1596 tritt Jakob Holtkamp als Besitzer auf. Es sind also mindestens zwei, wenn nicht drei Träger desselben Vornamens aufeinander gefolgt. In dem jüngeren der beiden Träger des Namens möchte ich den Vater von Arndt H. erblicken, Arndt war zweifellos älter als derjenige Bruder, der dem Vater im Besitz des Hofes folgte; wäre der jüngere Hermann Holtkamp Arndts Bruder gewesen, so wäre er seinem älteren Bruder fast 20 Jahre im Tode vorausgegangen, was nicht wahrscheinlich ist.

3. Arndt Meyer zum Vorwalde und seine Familie.
Aus dem betreffenden, in der Vorigen Nummer der "Mitteilungen" abgedruckten Abschnitt von C. Stüve: Geschichte des Hochstiftes Osnabrück wissen wir, daß Arndt Holtkamp, Colonus Meyer zum Vorwalde, zweimal verheiratet und daß sein Nachfolger auf dem Hofe, Evert, ein Kind erster Ehe war. Näheres über seine zweite Ehe erfahren wir aus einem im Staatsarchiv Osnabrück (Dep. 3 b IX Com. 99) befindlichen, mir ebenfalls von Herrn Oberstleutnant Bramsch mitgeteilten Verlaß-Protokoll vom 14. April 1610, welches wörtlich lautet: "Coram Dno. Gogr. (vor dem Herrn Gografen) Lt. J. Varmeier erscheinen Geseke Meyersche zum Vorwalde mit Arndten Meyer Ihrem ehemann unnd Vormünder, zum Vorwalde Im K. Venne unnd Vorwalder B. freye Leutte, unnd gte. Geseke Consensu mariti Tutoris (mit Zustimmung des Gatten und Vormundes), dweile sie keine Tochter nur 6 Söhne mitt vermelten Ihrem ehemanne, alß Clauß, Jobst, Herman, Gerdt, Arndt und Cordt (Zusatz am Rand: so annoch im Leben erh.), erzeuget, donirte (schenkte) unnd gab unter der Giffte der Lebendigen, zu Latin Donatione inter vivos geheißen, gemelten Ihren Söhnen Ihr Gerhade (vgl. "Mitteilungen", Nr. 2, IV, 2c) unndt alles waß dazu gehörigh, nicht überall ausbeschieden, doch mit dieser Condition, daß sie sich davon den usum fructum (Nießbrauch) Zeitt Ihres Lebens vorbehalten haben wölle, Tradirte (überlieferte) demnegst darauf ermelten Ihrem Jüngsten Sohne Curdt In behuff seiner selbst und seiner anderen abwesenden Gebrüdere Ihre schlüßell zu den Kisten unndt Kasten, darein solch Gerhade Erschloßen vorhanden, so getr. Ihr Sohn Curdt mit danknhemigen Gemüthe, vor sich und mit Innhame seiner abwesenden Gebrüdere angenhommen, unnd sich jegen die Mutter Zu allen kindlichen gehosamb unnd Liebe erpotten.

(4 Unterschriften von Zeugen)
Nach dieser Urkunde und nach der Angabe Stüves, daß im ganzen 8 Söhne vorhanden waren, müssen wir annehmen, daß Evert noch einen rechten, sicherlich älteren Bruder gehabt hat. Arndts erste Frau ist offenbar nach kurzer Ehe gestorben, da der älteste Sohn zweiter Ehe bereits i. J. 1604 heiratete, also etwa 1580 geboren war. Arndt starb i. J. 1613 (nach Stüve), seine Witwe ist, wie sich nach Mitteilung von Herrn Oberstleutnant Bramsch aus den Kirchenrechnungen von St. Catharinen in O. ergibt, in O. zwischen Michaelis 1616 und Ostern 1617 verlätet worden. Der vierte Sohn, Gerdt, kam i. J. 1630 durch Einheirat in den Besitz der später Niewedde genannten Stätte in Ostercappeln (vgl. "Mitteilungen", Nr. 3, V), zwei Söhne nahmen, wie Stüve berichtet, Kriegsdienste in den Niederlanden.

4. Die Linie Bretholt in Bohmte.
Claus Vorwald, Arndts ältester Sohn aus zweiter Ehe, verheiratete sich um Michaelis 1604 mit Catharina Niemeyer, Witwe Bretholt, in Bohmte. Die Kosten der Auffahrt betrugen 46 Thaler. Das Vollerbe Bretholt war nach dem Meierhofe das größte in Bohmte, es ging von dem Benediktinerkloster Iburg zu Lehen und war dem adeligen Hause Bussche-Hünefeld eigenhörig. Catharina Niemeyer war die Tochter des Halberben Heinrich Niemeyer und der Anna Broickmeyer in Bohmte. Claus begab sich in die persönliche Eigenbehörigkeit und erhilt das Recht, daß ihm der jüngste Sohn auf dem Hofe folgen sollte. Er starb kurz vor 1644, seine Witwe nach 1652. Das Ehepaar hatte fünf Kinder: Dorothea, Alheit, Evert, Anneke, Elsche. Die unfrei geborenen Töchter erlagten durch Loskauf ihre Freilassung; Dorothea war später mit Jürgen Kolkmeyer in Bohmte, Elsche mit Henrich Brockschmidt in Bohmte verheiratet.
Evert Bretholt, geboren 1615, gestorben 1667, verheiratete sich i. J. 1642 mit der freigeborenen Anna Meyer zu Bohmte, Tochter des Jürgen Meyer zu Bohmte, die sich zu eigen gab. Sie starb vor 1668. Evert hatte einen Sohn, Clamor, der zu Beginn des Jahres 1667 noch lebte, aber in diesem Jahre starb oder Bohmte verließ, und vier Töchter: Catharina, Elisabeth, Maria, Anna Elisabeth. Maria, geboren 1651 und begraben am 5. Juni 1721, wurde Erbin des Hofes und verheiratete sich am 2. Dezember 1680 mit Cordt Adam Volbert (seitdem Bretholt) aus Wimmer, Ksp. Lintorf. Zu den Nachkommen dieses Ehepaares gehört auch Herr oberstleutnant Bramsch, der die Geschichte des Hofes und der Familie Bretholt erforscht und mir die Ergebnisse seiner Forschung freundlichst mitgeteilt hat. Die letzten Erben haben den Hof um 1875 verkauf; er sit vereinzelt worden.

 

V. Bedeutsame Gäste der Posthalterei in Bohmte
im 18. Jahrhundert
(Vom Schriftführer)

Seit 1682 etwa gab es eine regelmäßige Fahrpost zwischen Osnabrück und Hannover, die über Bohmte, Diepenau und Stolzenau, etwa seit 1770 über Bohmte, Diepholz und Nienburg führte. In Bohmte war die Posthalterei mit dem Meierhof zu Bohmte verbunden. Besonders wichtig wurde diese Station, als der Kurfürst von Hannover, Georg Ludwig, im Jahre 1714 König von Engeland geworden war. Wiederholt suchte König Georg I., der sich in England durchaus nicht wohl fühlte, sein Kurfürstentum auf und reiste dann regelmäßig über Bentheim und Osnabrück. Auch sein Sohn, König Georg II.; blieb in seinem Herzen stets sein Deutscher und unternahm während seiner Regierung (1727-1760) nicht weniger als zwölf Reisen nach Hannover. Von der holländischen Grenze bis Bohmte fuhr er, von mehreren Herren seines Gefolges, der nötigen Dienerschaft und einer kleinen Abteilung Dragoner begleitet, mit dem Postwagen; nach Bohmte hatte er sich dann vorher seinen eigenen Wagen und Pferde bestellt und fuhr, ohne in Bohmte Aufenthalt zu nehmen, weiter. Gewöhnlich fuhr er mittags von Osnabrück ab und kam abends bis Diepenau oder Stolzenau, wo er im Hause des dortigen Amtmanns übernachtete. Georgs II. Enkel und Nachfolger Georg III. (1760-1820) hat seine Stammlande nie besucht, aber Georgs III. zweiter Sohn, Friedrich, Bischof (1764-1802) von Osnabrück, sowie seine drei jüngsten Söhne sind als junge Prinzen auf ihren Reisen nach Hannover und Göttingen auch durch Bohmte gekommen. Eine solche Reise eines fürstlichen Herren, auch wenn er keinen Aufenthalt nahm, verursachte dem jeweiligen Posthalter gewiß allerlei Aufregung und Mehrarbeit. Der Posthalter hatte nach der Postordnung von 1682 auch die Pflicht, übernachtende Reisede bei sich aufzunehmen und zu bewirten. Zu denen, die dort Aufnahme gefunden haben, gehöhrt auch der größte Osnabrücker, Justus Möser (1720-1794). In einem Briefe an seinen Berliner Freund Fr. Nicolai, der sich damals in Hannover aufhielt, schreibt er am 27. Oktober 1781 (Justus Möser: Briefe, Hannover 1939, S. 348): "Zu Mittag können Sie dann hier im Lande auf der Station Bohmte bey einem Bauer, der Postmeister ist, zu Mittag speisen, wo Sie es recht gut finden werden. Von dort bis hier ist der Weg gut 3 Meilen". Weniger günstig waren die Eindrücke, die Johanna Schopenhauer (1766-1838), die Mutter des Philosophen, auf ihrer Reise erhielt. Im Dezember 1787, zwei Monate vor der Geburt ihres Sohnes, fuhr sie mit ihrem Gatten von Düsseldorf über Osnabrück und Berlin nach Danzig. In ihren zuerst von ihrer Tochter veröffentlichten, i. J. 1922 in Danzig neu erschienenen Aufzeichnungen "Jugendleben und Wanderbilder", S. 243, schreibt sie (mit Auslassungen): "Eine in einem guten Bette von Mäusen unberuhigt durchschlafene Nacht hatte in Osnabrück mit neue Kräfte verliehen; bei dem Postmeister der nächsten, nur drei Meilen entfernten Station (Bohmte), den wir, im Begriff nach Hannover zu reisen, in unserm Gasthofe antrafen, bestellten wir Nachquartier... Wir reisten ab, anfangs ging alles ganz herrlich, bis ungefähr eine Viertelstunde vor der Stadt, dann aber empfing uns die gräßlichste aller westfälischen Chausseen, die unsere Geduld und unseren Wagen bis jetzt auf die Probe gestellt hatten; eine Sammlung der größten ganz unbehauenen, sorglos übereinander hingeworfenen Feldsteine bildete diesen Weg; so mag vor der Schöpfung die Welt ausgesehen haben. (Es folgt die Schilderung eines Achsenbruchs bei dem Gute Kuhof.) Nach vielen noch erlittenen Püffen und Stößen sahen wir endlich das Städtchen Bohmte vor uns; der Postmeister, der schon am vorigen Abend uns erwartet hatte, begegnete uns, erkundigte sich nach der Ursache unseres Ausbleibens und schlug dann einen näheren Fußsteig nach seinem Hause ein, um unsern Empfang vorzubereiten, während wir auf der Landstraße weiterfuhren. Und wieder gab es einen gewaltigen Stoß, eine Krach, und wieder, wie am gestrigen Abend, nur bei hellem Tage und heiterem Himmel, lagen wir; die Unglücksachse war ebenfalls an der nämlichen Stelle gebrochen. Das unangenehmste dabei war, daß wir an dem Tage nicht weiterfahren konnten; aber wir waren gut aufgehoben, bei guten, freundlichen Leuten, ach, nur zu freundlichen. Der Herr Postmeister kam gleich nach Tisch, meinem Mann Gesellschaft zu leisten; die Frau Postmeisterin kam zu mir, sobald ihre Geschäfte dies erlaubten, und brachte noch ein halb Dutzend kleiner niedlicher Postmeisterlein beiderlei Geschlechts mir zur Erheiterung mit. Was konnte ich unter solchen Umständen Besseres tun, als unter dem Vorwande recht gropßer ERmüdung recht früh zu Bett zu gehen?" Erst Napoleon I. begann 1811 den Bau einer festen Chaussee; und seit 1874 ist Bohmte Eisenbahnstation.

 

VI. Sonstiges.

Die nächste Tagung kann erst nach Beendigung des Krieges stattfinden. Dies Blatt ist herausgegeben im Auftrage des Vorstandes vom Schriftführer, W. Meyer zum Vorwalde, Hannover, Türkstraße 1, I. An ihn sind alle Mitteilungen und Beitrittserklärungen zu richten und von ihm weitere Exemplare des Mitteilungsblatts (à 0,35 RM.) und der Stammfolge zu beziehen.

Culemannsche Buchdruckerei, Hannover

 

 

Siehe dazu auch:
Bericht zur 1. Familientagung
Einladung zur 2. Familientagung
Bericht zur 2. Familientagung
Einladung zur 3. Familientagung
Bericht zur 3. Familientagung
Mitteilungen des Familienverbandes Ausgabe Nr. 1
Mitteilungen des Familienverbandes Ausgabe Nr. 2
Mitteilungen des Familienverbandes Ausgabe Nr. 3
Mitteilungen des Familienverbandes Ausgabe Nr. 4
Mitteilungen des Familienverbandes Ausgabe Nr. 5

 

 

... und weil es so interessant ist, hier nocheinmal der Bericht von Johanna Schopenhauer in ungekürzter Fassung (dabei werden auch einige Ungereimtheiten deutlich, die durch Fehler in dem obigen Zitat gemacht wurden):

Eine in einem guten Bette von Mäusen unbeunruhigt durchschlafene Nacht hatte in Osnabrück mir neue Kräfte verliehen; bei dem Postmeister der nächsten nur drei Meilen entfernten Station, den wir, im Begriff nach Hause zu reisen, in unserem Gasthofe antrafen, bestellten wir Nachtquartier und ruhten nun getrosten Muthes bis gegen Mittag in Osnabrück aus, in der festen Ueberzeugung, für den Abend auf das vortrefflichste gesorgt zu haben.

Wir reisten ab; anfangs ging Alles herrlich bis ungefähr eine Viertelstunde vor der Stadt, dann aber empfing uns die gräßlichste aller westphälischen Chausseen, die unsere Geduld und unseren Wagen bis jetzt auf die Probe gestellt hatten; eine Sammlung der größten ganz unbehauenen sorglos übereinander hingeworfener Feldsteine bildete diesen Weg; so mag vor der Schöpfung die Welt ausgesehen haben! Schritt für Schritt krochen die Pferde vorwärts, bis endlich unser Wagen es müde wurde. Ein heftiger Stoß, ein lauter Krach, und da lagen wir mit einer zerbrochenen Achse bei einbrechender Nacht und heftig strömendem Regen mitten im Wege.

Guter Rath war hier theuer, weit und breit kein Gasthof, kein schützendes nicht mit Rauch angefülltes Obdach. Schon machte ich Anstalt, etwas zu verzweifeln; da erschien als rettender Engel der Verwalter eines nahe liegenden adeligen Gutes, den unser gescheiter Postillion ganz in der Stille herbeigeholt hatte, und mit diesem noch ein halb Dutzend rüstiger Knechte. Jetzt war nur noch die Frage, wie ich fortzubringen sei, denn für unseren Wagen war nun gesorgt.

Auch hier wußte der Verwalter Rath; ein wegen seiner außerordentlichen Stärke weit und breit berühmter Mann wurde aus dem Dörfchen herbeigeschafft, um mich ins Schloß zu tragen, wo zwar die Herrschaft nicht mehr anwesend war, der Verwalter aber für diese Nacht uns dennoch unterzubringen versprach. Der Riese kam, groß und breit wie Sankt Christophorus; leicht, als wäre ich eine Füssen umsäuselt. Stark war er, das ist gewiß, und ging unter seiner Last sichern Trittes vorwärts, doch leider war er engbrüstig, wie er mir unterwegs klagte, und mußte deshalb alle acht Schritte ohne sonderliche Auswahl des Platzes mich auf die Füße stellen, um zu verschnaufen. In welchem Zustande ich daher nach allem diesen im Schlosse anlangte, ist leicht zu errathen, das übrigens gar nicht an Tonderstronkhausen erinnerte, sondern alle Bequemlichkeiten uns darbot, die wir vernünftiger Weise wünschen konnten.

Um die Abenteuer dieses abenteuerlichen Tages wüdig zu beschließen, mußte auch der einzige Schmied des Dorfes ein paar Stunden vor unserer Ankunft mit Tode abgegangen sein. Ein anderer wurde aus einem ziemlich weit entlegenen Orte herbeigerufen. Er kam am folgenden Morgen, schweißte die zerbrochene eiserne Achse zusammen und verlangte vier Louisd'or für eine Arbeit, die mit halb so viel Thalern überreichlich bezahlt gewesen sein würde.

So en Mylord anglois mitten in Deutschland behandelt zu werden, war uns doch zu viel; mein Mann stritt hin, der Schmied stritt her, endlich trat der Verwalter vermittelnd dazwischen und bestimmte beide Parteien im nächsten Dorfe, wo heute eben Gerichtstag gehalten werde und durch welches ohnehin unser Weg ging, die Sache durch den dortigen Gerichtshalter entscheiden zu lassen.

Bei dicht verschlossenen Fensterladen hielt ich eine Stunde darauf in unserm Wagen vor dem Gerichtshofe, während mein Mann hineinging, umtobt von der muntern Dorfjugend, von unter sich zankenden Weibern laut umschrieen, drückte ich ganz still mich in eine Ecke. Endlich kam sogar unter Fluchen der Widersacher mit einem Beile in der Hand, um die eben von ihm reparirte Achse wieder zu zerschlagen, wovon die Umstehenden nur mit großer Mühe ihn zurückhielten; bald darauf wurde der Wagenschlag heftig aufgerissen, Schopenhauer sprang sehr erhitzt herein und wir fuhren ab.

Ah quel chien de pays! rief nun auch er, und diesmal gewiß nicht mit Unrecht. Der Herr Gerichtshalter hatte erklärt, die zusammengeschweißte Achse sei eine Kunstarbeit, die er nicht zu beurtheilen verstehe, wir möchten daher gefälligst im Orte verweilen, bis die gehörige Anzahl Schmiedemeister aus der Umgegend versammelt werden könne, um sie zu taxiren, oder die vier Louisd'or bei ihm einstweilen deponiren, von denen das etwa übrig Bleibende uns gewissenhaft nachgeschickt werden solle. Welchen von diesen beiden Vorschlägen mein Mann befolgte, ist wohl keine Frage.

Nach vielen noch erlittenen Püffen und Stößen sahen wir endlich das ersehnte Städtchen Bohmte vor uns; der Postmeister, der schon am vorigen Abende uns erwartet hatte, begegnete uns, erkundigte sich nach der Ursache unseres Ausbleibens und schlug dann einen näheren Fußsteig nach seinem Hause ein, um unsern Empfang vorzubereiten, während wir auf der Landstraße weiter fuhren.

Und wieder gab es einen gewaltigen Stoß, einen Krach, und wieder, wie am gestrigen Abende, nur bei hellem Tage und heiterem Himmel, lagen wir. Die Unglücksachse war ebenfalls an der nämlichen Stelle gebrochen. Diesesmal aber vertraute ich lieber meinen eignen Füßen und dem stützenden Arm meines Mannes, um die wenigen Schritte bis zum Posthause zurückzulegen.

Das Unangenehmste dabei war, daß wir an diesem Tage nicht weiter fahren konnten, aber wir waren gut aufgehoben, bei guten, freundlichen Leuten, ach nur zu freundlichen! Der Herr Postmeister kam gleich nach Tische, meinem Manne Gesellschaft zu leisten, die Frau Postmeisterin zu mir, sobald ihre Geschäfte dies erlaubten und brachte noch ein halb Dutzend kleiner niedlicher Postmeisterlein beiderlei Geschlechts mir zur Erheiterung mit. Was konnte ich unter solchen Umständen Besseres thun, als unter dem Vorwande recht großer Ermüdung recht frühe zu Bette zu gehen?

Mit diesem Tage waren auch alle Tribulationen beendet, die wir bisher standhaft ertragen; auf leidlichen Wegen erreichten wir bald die westphälische Grenze, kamen durch bekannte, befreundete Städte und endlich wohlbehalten in Berlin an.

 

 

Siehe dazu auch:
Bericht zur 1. Familientagung
Einladung zur 2. Familientagung
Bericht zur 2. Familientagung
Einladung zur 3. Familientagung
Bericht zur 3. Familientagung
Mitteilungen des Familienverbandes Ausgabe Nr. 1
Mitteilungen des Familienverbandes Ausgabe Nr. 2
Mitteilungen des Familienverbandes Ausgabe Nr. 3
Mitteilungen des Familienverbandes Ausgabe Nr. 4
Mitteilungen des Familienverbandes Ausgabe Nr. 5

 

 

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