Wilhelm Meyer zur Capellen
schreibt aus St. Louis, Missouri

St. Louis d. 1 Aprill 1856
Liebe Eltern und Geschwister. Da ich es nicht unterlassen kann an Euch etliche Zeilen zu schreiben wie es mir hier im Lande geht, und Gott sei Dank jetz wieder recht Gesund bin und wie ich anders nicht hoffe, das ich euch in der besten Gesundheit antreffen werde mit diesen Schreiben.

Es sind bereits schon 2 Jahren das ich nichts von euch gehöret habe so würde es einmal erfreuen wen ich einen Brief von euch bekäme und ob ihr auch noch Alle an Leben sind oder nicht schreibt mir wie es mit Fritz [vermutl. Friedrich Diestelhorst, sein Halbbruder, geb. um 1826] ist ob er noch zu Hause ist oder Verheirathet ist und ob er keinen Lusten hat hier her zu komen. Schreibt mir ferner wie es mit Lotchen [seine Schwester, geb. 1829] und Chathrina [seine Schwester, geb. 1833] ist und wie es mit ihren Verhältnissen steht ob es noch alle bei alten steht und schreibt mir wie es mit Ludwig [sein Bruder, geb. 1837] ist ob er sein Bäkergeschäft gelernt hat oder nicht. Wie ich einen Briefe hier gelesen habe sei Onkel in Lingen todt sein und was uns dereinst Alle treffen wird. Schreibt mir wie es mit Franz [sein Bruder, geb. 1839] und August [sein Bruder, geb. 1841] ist ob sie ein Handwerk lernen oder nicht den ein Handwerk ist hier im Lande eine gute Prossesion aber die Bauerei ist hier im Lande das beste Geschäfte den es ist hier Alle ziemlich theuer ich bin willens diesen Somer für mich selbst Land zu kaufen oder Renten aber es fehlt mir an Geld.
So bitte ich euch Geliebte Eltern schiket mir einige hundert Thaler Geld ein das ich für mich selber anfangen kann den ich habe letzen Somer eine sehr langweilige Krankheit gehabt was mir zurück gebracht hat wie es euch bewüßt ist das ich von Cincinate bin nach St. Louis gereist und habe da Louwiese Wilhelmine und Chathrina Schäferköter angetroffen und bin jetz zum besuch da sonst bin ich in einer Stadt die heißt Quincy Staat Illinois welcher ein Gesunder Platz ist es wohnt ein Guther Freund von mir in der Stadt seinen Name ist Gruthaus von Borgloh er hat mir erzählt er Reiste den 15ten Aprill nach Deutschland und wollte auch seinen Schwager besuchen das ist Colon Eichholz in Glane nicht weit von euch ich denke er wir mit euch mündlich sprechen den er kann es euch besser erzählen als ich es euch schreiben kann und wie ich gehört habe komt er wieder zurück nach Quincy wo ich meinen festen Wohnort jetz habe und denke da zu bleiben den es ist der beste Platz hier in Amerika um zu wohnen es ist beinahe 200 Eligsche [englische?] Meillen von St. Louis und ich schreibe diesen Brief in St. Louis weil ich hier bin und wollte wiezsen ob da vielleicht nicht Nachrichten von euch wäre oder nicht und habe von euch nichts gehört.

Wie ich von Cincinati fort gereiset bin bin ich in Louisville angekommen und habe da 14 Tage warten müssen weil der Fluß zugefrohren war und habe da viele von Remsede angetroffen, nehmlich Strothmans beiden Söhne Melter und Eduard Gildehaus und habe mich allezeit mit ihnen unterhalten und wie der Fluß wieder offen war bin ich mit ein Dampfboot fortgereist nach St. Louis und bin bei Louise Wilhelmine und Cathrina Schäferkötters angekomen welche alle verheirathet waren und leben alle sehr glücklich. Und von St. Louis bin ich mit ein Dampfboot nach Neuorleans herunter geschift wo es aber sehr warm war weil es ganz im Süden liegt weil man es von Hitze im Somer nicht aushalten kann so habe ich mich nicht Lange aufgehalten und bin wieder nach St. Louis gereist, wie ich in St. Louis ankam war ich sehr krank und bin den ganzen Somer nicht recht gesund geworden bis in Herbst und bin jetzt Gott sei Dank jetz wieder recht gesund. Wir haben hier einen sehr Langen Winter gehabt welcher 3 Monate dauerte. Es ist der kälteste Winter den ich noch mit beigewohnt habe auch sind mir die Füße verfrohren das ich in Monate nicht aus den Hause gehen konnte was Krankheiten und Reisen kostet das habe ich jetz erfahren darum gebe ich es auf und bleibe jetzt an einen stättigen Ort.

Liebe Eltern wen es in euren Kräften steth so schicket mir etwas Geld so das ich was für mich anfangen kann den ich habe jetz einen sehr gute Gelegenheit für mich was anzufangen. Hiermit will ich schließen schreibt mir zurück so bald es geht den es würde mir eine Freude sein wenn ich euren Brief erhalte.

Schreibt die Adresse: An Friedrich Damschröder in St. Louis Staat Missurie

Euer Gehorsamster Sohn

Wilhelm Meier

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