Bark Gutenberg

Passagierliste Baltimore 19.06.1866

u. a. an Bord: Christoph Waldmann, Eberhard Hartmann,
sowie Karl Brörmann und Frau, geb. Hartmann,
und andere Auswanderer aus Schledehausen und Belm

(QBVL) - Bark - 1863 - 301 CL/654 RT - 42,2 x 9,9 x 5,1 - [237]

Die GUTENBERG lief am 16. Mai 1863 für die Reederei Gerhard Lange & Co., Bremen, vom Stapel. Als Besonderheit wurde seinerzeit in der Lokalpresse vermerkt:
Das sämmtliche Holz zu diesem Schiffe, wie Spanten, Außenbekleidung und alle Rundhölzer, ist kyanisiert, und dies das erste Schiff, welches hier mit solchem Holze gebaut wurde.
Kyanisieren war das Imprägnieren von Holz mit Quecksilberchlorid. Die Jungfernreise der Bark begann unter Kapitän Hinrich Raschen aus Vegesack nur zwei Wochen nach dem Stapellauf am 1. Juni 1863 und ging nach New York.
Am 14. Januar 1865 berichtete die Wochenschrift für Vegesack und Umgegend über eine Sturmfahrt der GUTENBERG:
Das Schiff "Gutenberg" kam am Montag Morgen um 7 Uhr von Baltimore zu Bremerhafen an. Am 6. December wurde dasselbe zwischen Texel und Borkum von einem heftigen Sturme erfaßt, eine Sturzwelle ging über Deck und vier Mann wurden ins Wasser geschleudert. Davon retteten sich drei, indem sie sich an den Tauen festhielten, einer aber, der Sohn eines Bürgers zu Bremerhafen, der schon seit längerer Zeit die Stütze seiner Eltern war, ertrank. Die Cajüte und das Volkslogis wurden überschwemmt, und da die Hälfte der Mannschaft gerade zur Koje war, so wurde dieselbe im festesten Schlaf vom Wasser völlig durchnäßt. Ein Boot wurde weggeschlagen und ein anderes brach in der Mitte durch. Das Schiff hat für eigenen Rechnung vier große Masten mitgebracht von ca. 50 bis 60 Fuß Länge und ca. 4 Fuß Durchmesser.
Das Schiff war in der Auswandererfahrt beschäftigt und hatte unter Kapitän Raschen offenbar einen guten Ruf, wie eine Annonce in der Wochenschrift für Vegesack und Umgegend vom 3. Juni 1865 belegt:
Danksagung:
Die unterzeichneten Passagiere der Bremer Bark "Gutenberg" sagen hierdurch dem Capitain derselben, Herrn H. Raschen, sowie den Offizieren und der Mannschaft ihren herzlichen Dank für die freundliche und zuvorkommende Behandlung, welche ihnen auf der vom 7. bis 30. Mai zurückgelegten Reise von Newcork nach Bremen zu Theil geworden. Auch halten besagte Passagiere es für ihre Pflicht, der von dem Capitain und den Offizieren in der Leitung des Schiffes an den Tag gelegten Vorsicht und sorgfältigen Wachsamkeit rühmlichst zu erwähnen und obiges schnellsegelndes Schiff Reisenden und Auswanderern nach Nord-Amerika angelegenlichst zu empfehlen.

Daß die GUTENBERG ein schnelles Schiff war, wird auch dadurch bestätigt, daß sie im Jahre 1865 eine Wettfahrt von New York nach Bremerhaven mit der ebenfalls als schnell segelndes Schiff bekannten ORPHEUS ... mit einer Fahrtzeit von 22 Tagen gewann.
Nach Raschen führte zunächst Johann Schloßbauer aus Bremerhaven (er verstarb 1870 an Bord des Schiffes auf einer Reise von Batavia nach Liverpool), dann Heinrich Frerichs, gleichfalls Bremerhaven, die GUTENBERG als Kapitän.
Etwa 1875 wurde das Schiff an die Bremer Reederei Siedenburg, Wendt & Co. veräußert, für die es bis zu seinem Ende unter den Kapitänen J. H. Gerlach und Friedrich Averdam in Fahrt blieb.
Im Dezember 1885 strandete die GUTENBERG auf den Tortugas Keys an der Südspitze Floridas und ging total verloren. Sie befand sich mit Baumwolle auf dem Wege von New Orleans nach Bremen. Die Ladung konnte geborgen werden und wurde mit dem Dampfer BREMA, Kapitän Brüggemann ..., nach Europa gebracht. Das Seeamt Bremerhaven hielt den Kapitän des Schiffes für Schuld an dem Unglück. Sein Spruch vom 3. Juli 1886 lautete: Die Strandung der Bark ist dadurch verursacht, daß der Schiffer beim Setzen des Kurses nicht mit der erforderlichen Sorgfalt verfahren ist und von der sich bietenden Möglichkeit, die Entfernung der in Sicht gekommenen Feuer festzustellen, nicht Gebrauch gemacht hat. In letzterer Beziehung würde es namentlich möglich gewesen sein, die Entfernung von Loggerheadkay-Feuer durch Beachten des Durchwanderns desselben zu ermitteln. Mildernd für das Verhalten des Schiffers kommt in Betracht, daß derselbe, da Loggerheadkay-Feuer klar sichtbar war, vermuten durfte, daß auch Gardenkay-Feuer klar in Sicht kommen würde, daß jedoch über Gardenkay Nebel gelegen hat.

(Aus: Peter-Michael Pawlik, Von der Weser in die Welt, Hamburg, Kabel, 1993)

Passagierlisten der Bark Gutenberg bei ISTG
(Immigrant Ships Transcribers Guild):

Bremerhaven-Baltimore 07.11.1864

Bremen-Baltimore 11.08.1865

Bremen-Baltimore 19.06.1866

Bremen-Baltimore 14.01.1867

Bremen-Baltimore 28.10.1867

 Zurück